PAPACHEN CHMIEL IST TOT – Autor des legendären polnischen Comics „Tytus, Romek & A’Tomek” starb im Alter von 97 Jahren

Henryk Jerzy Chmielewski, Pacio Chmiel, also Papachen Chmiel genannt, ist im Alter von 97 Jahren gestorben. Diese Information wurde vom Museum des Warschauer Aufstands bestätigt.

Während seines gesamten Lebens (mit einer kurzen Nachkriegspause in Łódź) war der Grafiker, Illustrator und Publizist sowie Meister der polnischen Comics mit Warschau verbunden. Er wurde 1923 in einem Mietshaus in der Nowomiejska-Straße an der Stelle geboren, an der sich heute das wiederaufgebaute Barbican befindet. Aus diesem Grund betitelte er seine Autobiografie „Ich wurde im Barbican geboren“.

Abb. 1: Papcio Chmiel als 95-Jähriger mit einer Puppe von Tytus, © Henryk Jerzy Chmielewski, 2019

Er war Mitglied der Heimatarmee und Teilnehmer des Warschauer Aufstands 1944 als Soldat des Regiments „Garłuch“. Nach dem Krieg begann er 1947 mit dem legendären „Świat Młodych“ zu arbeiten, einer Zeitschrift für Pfadfinder und Schuljugend, wo er seine ersten Comics veröffentlichte und wo 1957 „Tytus, Romek & A’Tomek“ (über die Abenteuer zweier Pfadfinder und eines „vermenschlichten“ Schimpansen mit dem Namen Tytus) ihr Debüt feierten. Die Comic-Serie wurde über ein Dutzend Millionen Mal verkauft und ist heute noch eine der beliebtesten polnischen Comics.

Abb. 2: Romek & A’Tomek im All. Sie treffen Tytus. In: „Świat Młodych“, 1957-1958

Doch anfangs stieß die Comic-Idee über „Romek und A’Tomek“ und einen in den Weltraum gesendeten Affen Tytus in der Redaktion von „Świat Młodych“ auf Desinteresse. Hilfreich stellte sich damals große Politik: Als die Russen im Oktober 1957 ihren ersten Sputnik ins All schickten und damit die Ära der Weltraumforschung einleiteten, erwies sich das Weltraumabenteuer-Comic als Hit. Seitdem, bis in die 1980er Jahre, erschienen die Abenteuer der drei Helden systematisch auf den Seiten von „Świat Młodych“ (vgl. Abb. 2). Ab 1966 gab es die Serie in separaten Comic-Heften. Der erste Teil der Buchreihe trug den Titel „Tytus wird Pfadfinder“ (vgl. Abb. 3). Es wurde sofort enorm populär, insgesamt 660.000 Exemplare wurden verkauft. Ähnlich war es bei den folgenden Bänden. 2002 erschien ein abendfüllender Zeichentrickfilm mit Tytus, Romek & A‘Tomek (vgl. der Link am Ende dieses Posts).

Abb. 3: Umschlag des ersten Bandes mit den Abendeuern von „Tytus, Romek und A’Tomek“ (Młodziezowa Agencja Wydawnicza, Warszawa 1988)

Chmielewski wurde mit dem Orden des Lächelns (einer Auszeichnung von Kindern für Erwachsene, die sich weltweit besonders für das Wohl von Kindern und Jugendlichen engagiert haben) und der Goldmedaille für Verdienste um die Kultur Gloria Artis geehrt. Er wurde mit dem Kommandantenkreuz des Ordens von Polonia Restituta für herausragende Verdienste um die Unabhängigkeit der Republik Polen, und für die Erfolge bei der Entwicklung der polnischen Kultur mit der Medaille zum 100. Jahrestag der Wiedererlangung der Unabhängigkeit ausgezeichnet.

Der polnische Staatspräsident Andrzej Duda verabschiedete sich auf Twitter von ihm. „Papcio Chmiel ist an die Ewige Wache gegangen“, schrieb er: „Für Menschen meiner Generation, die mit seinen Comics aufgewachsen sind, ist eine Ära zu Ende gegangen“. Der stellvertretende Ministerpräsident und Kulturminister Piotr Gliński nannte Chmielewski ebenso auf Twitter „eine Ikone und Legende der polnischen Grafikschule“. „Seine Zeichnungen, an die wir uns erinnern, werden bei uns bleiben“, schrieb der Politiker. Der Polnische Comic-Verein nahm von seinem großen Meister mit rührenden Worten in sozialen Medien Abschied.

Henryk Jerzy Chmielewski (1923-2021) war neben Janusz Christa (1934-2008) und Tadeusz Baranowski (*1945-) einer der beliebtesten Comicautoren aus der Zeit der Volksrepublik Polen. Nach der politischen Wende des Jahres 1989 veröffentlicht seit 1990 der Warschauer Verlag Prószyński i S-ka seine Comics.

Henryk Jerzy Chmielewski: Tytus, Romek & A’Tomek (25 Bände), Prószyński i S-ka, Warszawa 2011, ca. 1600 Seiten, ca. 31 Euro.

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